Ausstellung St. Stephanus

Am Donnerstag, 18.11.2021, wurde im Rahmen eines Erinnerungsabends eine Kunstausstellung von Schülerinnen und Schülern des GEO eröffnet.

In der Kunstausstellung sind verschiedene Werke zum „Bild der Dinge“ zu sehen, die sowohl Schrecken der Ausgrenzung und Verfolgung jüdischer Menschen als auch Hoffnung in Szene setzen. Beteiligt waren verschiedene Oberstufen-Kunstkurse von Frau Harjes und Frau Bock aus diesem sowie dem letzten Schuljahrgang. Neben zeichnerischen sind weiterhin filmische Auseinandersetzungen zu sehen.

Foto: Lemke

Am Eröffnungsabend wurden eindrucksvolle Konzepte zu den zeichnerischen Werken vorgestellt. Daneben gab es auch eine Live-Inszenierung von Schüler:innen des 13. Jahrgangs.

Foto: Lemke

Die Eröffnung wurde durch Klezmer-Musik gerahmt. 

 

Die folgenden Bilder entstammen dem Kurs Ku12 (Jg.11) und zeigen in Auszügen, wie reichhaltig, eigenständig und beeindruckend die Thematik in den Kunstwerken und den dazu entstandenen Texten umgesetzt wurde.

Carina Brüggemann, Deadly Believe

Unsere Aufgabe der letzten Wochen war es, in Bezug auf den jährlichen Erinnerungsgang unserer Stadt in Gedenken an die jüdischen Opfer der NS-Zeit sowohl das entstandene Leid als auch den Aspekt der Hoffnung in unseren Bildern widerzuspiegeln.

Anfangs war ich mir unsicher, welches genaue Motiv für diese umfassende Aufgabenstellung geeignet war. Mir war jedoch schon von Anfang an klar, dass ich unbedingt einen Schädel in mein Bild einbringen wollte – also begab ich mich auf die Suche nach Inspiration und entschied mich schließlich für einen beschädigten Schädel, aus dessen linker Augenhöhle leuchtende Blumen herauswachsen. Diese Blumen sollten den Aspekt der Hoffnung repräsentieren.

Hinter dem Schädel, auf der linken Seite, erscheint ein leuchtend gelber Davidstern, der den Bezug zum Thema noch einmal verdeutlichen soll.

Bei der Farbgebung habe ich versucht, realitätsnah zu arbeiten. Der Schädel ist in Grautönen gehalten, während die Blumen in einem Farbmix aus Magenta, Rosa und Violett mit grün-bläulichen Blättern gezeigt werden.

Den Hintergrund habe ich des Kontrastes wegen schwarz mit weiß-grauen Nebelwolken gehalten.

Im Vordergrund des Bildes steht der Schädel, aus dem die lebendig wirkenden Blumen herauswachsen. Er ist der Mittelpunkt des Bildes und meiner Ansicht nach am aussagekräftigsten.

Weitere wichtige Details des Bildes sind sowohl die Träne, die aus der rechten Augenhöhle des Schädels fließt, und die abfallenden Blumenblätter auf der rechten Bildseite. Die Träne steht stellvertretend für die vielen Tränen, die während dieser großen Tragödie von den vielen NS-Opfern aufgebracht wurden, während die herabfallenden Blumenblätter daran erinnern sollen, dass trotz Hoffnung und besseren Zeiten die Vergangenheit immer präsent sein wird.

Ich habe für mein Bild die Zentralperspektive gewählt, damit dem Betrachter möglichst jedes Bildelement gleich stark ins Auge fällt.

Mein Bild habe ich „Deadly Belief“ (Deutsch: „Tödlicher Glaube“) genannt, da der Glaube der Menschen damals ihr Todesurteil war.

„Deadly Belief“ Bildunterschrift/Geschichte

Ein ungewöhnlicher Anblick – ein Totenkopf, aus dem Blumen wachsen?

Ist das nicht etwas makaber?

Ja. Und gernau das soll es auch sein.

Wir können uns das Leid der NS-Opfer höchstens im geringsten vorstellen.

Es ist daher wichtig, auf das Geschehene aufmerksam zu machen und dafür zu sorgen, dass es niemals in Vergessenheit gerät, da so etwas nie wieder passieren darf.

Ein harmonisches Zusammenleben ist essenziell für eine funktionierende Gesellschaft, in der niemand für sein  Aussehen, seine Religion oder seine Ethnizität ausgegrenzt wird.

Und genau dafür stehen die wachsenden Blumen.

Für die Hoffnung, für den Glauben an eine bessere Zeit.

                                                                                      Carina Brüggemann

 

Liv Geisler, Verlassen,  aber nicht vergessen

Dieses verlassene Kinderzimmer erinnert an die jüdischen Familien, die ihr Haus, ihren Wohnort ihre Freunde, ihr Leben verlassen mussten. Fliehen mussten aus der Stadt, in der sie groß geworden sind. Es erinnert an die Kinder, die abrupt aus ihrem Leben gerissen wurden ohne überhaupt verstehen zu können, warum.

So viele verlassene Zimmer, die aussehen, als ob jemand gerade noch in seinem Lieblingsbuch gelesen oder auf dem Schaukelpferd geschaukelt hat!

Doch das Zimmer ist leer. In Eile wurde das Nötigste zusammengesucht und was nicht mitgenommen wurde, für immer verlassen. Dem Besitzer des Schaukelpferdes bleibt nur die Hoffnung, sein Teddybär und ein letzter Blick zurück.

Wird er je wiederkommen?

Sein Lieblingsbuch noch einmal lesen und auf seinem Schaukelpferd schaukeln? Er weiß es nicht, aber die Hoffnung ist da, die Kerze brennt noch vor seinem Portrait in dem Bilderrahmen auf der Kommode.

                                                                                                        Liv Geisler

 

                                                                                 

Thy Ho, Trotz allem blüht die Rose

Das Thema des Bildes ist die Darstellung der damaligen Zeit aus der Sicht der Juden.

Meine Idee war es, ein Bild mit mehreren Symbolen und Gegenständen bezüglich der Juden darzustellen. Gegenstände wie ein Spiegel, eine Rose, Kerze, antike Uhr sowie ein Fenster, welches die Welt außerhalb darstellen soll, standen bei mir als Hauptidee für das Bild bereit.

Jedoch bin ich zu dem Entschluss gekommen, den Fokus auf den Spiegel zu reduzieren, da es sonst viel zu viel wird.

Ich möchte einen Mann in einem zersplitterten Spiegel darstellen, um anzudeuten, wie schlimm die Vergangenheit ist. Der gelbe Davidstern sowie die Judenkette sollen die Deutung verstärken, dass es sich dabei um einen Juden handelt. Die fehlenden Schatten in seinem Gesicht zeigen seine Blässe, die aufgrund seiner Angst vor der Verfolgung entsteht. Außerdem deutet die Hand, die seine Schulter anfasst, an, dass die Schergen hinter ihm her sind oder ihn bereits sogar gefunden haben.

Die aufgeblühte Rose verliert immer mehr ihre Rosenblätter und symbolisiert die Opfer der Nationalsozialisten. Jedoch ist es eine Rose, die mehrmals blüht. Nachdem sie all ihre Blätter verloren hat, wird sie sich regenerieren und irgendwann erneut aufblühen. Dieses Symbol verbindet die Hoffnung der Juden.

Deswegen gebe ich meinem Bild den Titel: „Trotz allem… blüht die Rose“ Ich habe bei dem Bild versucht, mit mehreren Farben zu arbeiten, denn sonst sehen die einzelnen Gegenstände zu eintönig aus. Zum Beispiel fügte ich den Mantel des Mannes etwas gelbe Farbe hinzu, damit es so wirkt, als würde Licht von vorne kommen. Der Hintergrund im Spiegel ist somit logischerweise dunkler als der Vordergrund. Die Hand, die auf der Schulter des Juden liegt, ist etwas beschattet und haarig. Diese eklige, beschattete Hand soll die dunkle Seite bzw. die Grausamkeit der Welt darstellen, denn überall wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten. Das ist einer der vielen Aussagen des Bildes. Mein Ziel ist es aber, dass jeder seine eigene Interpretation für das Bild entwickeln kann.

Ich vermute, dass alle ähnliche Gedanken dazu haben werden.

                                                                                                              Thy Ho