Bei der Buchvorstellung von „Der Scherbenpalast“ von Anette Mierswa konnten wir uns einen Eindruck von dem Buch machen.
Was genau ist eigentlich ein Buch? Ein Buch ist mehr als bedruckte Seiten, ein buntes Cover und „nur“ eine unterhaltende Geschichte. Es ist eine intensive Auseinandersetzung von Autoren selber mit Themen, welche viele Menschen betreffen und worüber die aber oft nicht offen reden können. Wir als GEO fühlen uns geehrt, bei der Buchvorstellung von dem Jugendbuch „ Der Scherbenpalast“ von Anette Mierswa genau diesen Prozess vor Augen geführt bekommen zu haben. Also, lasst euch nun von der Kunst der Sprache entführen!

Annette Mierswa, welche gebürtig aus Mannheim kommt, probierte sich, bevor sie freie Autorin wurde, in den verschiedensten beruflichen Bereichen aus, z.B. als Kameraassistentin, im Theater und auch in der Psychologie. Nach der Geburt ihrer Söhne begann sie, Kinderbücher zu schreiben, von denen ein berühmtes Beispiel „Lola auf der Erbse“ ist, welches auch verfilmt wurde.
Mit zunehmendem Alter ihrer Kinder sattelte sie auf Jugendbücher um, in denen sie Probleme und Gefühle von Jugendlichen thematisiert, was auch in ihrem neuen Roman „Der Scherbenpalast“ deutlich wird. Er handelt von der 15-Jährigen Lou, die aufgrund des neues Jobs ihrer Mutter in einem Theater aus ihrer Heimatstadt in das knapp 500 km entfernte Mannheim ziehen muss. Das Zurücklassen ihres alten Lebens löst in ihr eine große Achterbahn von Gefühlen aus, die sie selber verwirren. Innerhalb des Romans lernt sie mit der Hilfe und Unterstützung von für die Handlung entscheidenden Mitmenschen, ihre Gefühle besser auszudrücken und mit ihnen umzugehen. Der Scherbenpalast symbolisiert also die Schwierigkeiten und Brüche im Leben eines Teenagers, schöpft aber auch die Hoffnung, sie anzunehmen und auf seine Erfahrungen in Zukunft wie ein Palast zurückblicken zu können, den man selber für sich gebaut hat, da sie ein entscheidender Punkt für die Entwicklung einer Person, insbesondere eines Jugendlichen, sind.
Interessant ist zu erwähnen, dass ausgerechnet der „Palais Idéal“ in Frankreich Annette Mierswa dazu inspirierte, diesen Titel für den Jugendroman auszuwählen. Nach einem persönlichen Gespräch mit der Autorin erfuhren wir, dass die Lektüre zahlreiche persönliche Aspekte aus ihrem Leben beinhaltet, was ihre Leidenschaft nur noch intensiver zur Schau stellt. „Der Scherbenpalast“ zeigt deutlich den Wunsch der Autorin, Jugendlichen Verständnis für ihre Probleme und Situationen zu zeigen, was für uns wirklich sehr berührend ist, da diese angesprochenen Aspekte häufig von der Gesellschaft heruntergespielt und vernachlässigt werden. Die Figur Lou ist nicht einfach nur eine fiktive Person, sondern steht als Symbol für eine große Personengruppe, welche durch Annette Mierswas Roman einen Rückzugsort geschaffen bekommen hat , einen Safe Space, der für viele schwer zu finden ist.

Im Gespräch mit der Autorin erfuhren wir auch, welche Botschaft sie den Leserinnen und Lesern vermitteln möchte. Annette Mierswa betonte, dass „Der Scherbenpalast“ jungen Menschen Mut machen soll, ihre eigene Identität zu entdecken und ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Gleichzeitig möchte sie Mitgefühl wecken, Emotionen anstoßen und den Leser*innen ermöglichen, sich in die Figur Lou hineinzuversetzen. Auf die Frage, welchen Rat sie zukünftigen Autorinnen und Autoren geben würde, antwortete sie, dass Schreiben vor allem bedeutet, aufs eigene Herz zu hören. Disziplin und Durchhaltevermögen seien genauso wichtig wie die Fähigkeit, bewusst Sinneseindrücke wahrzunehmen, denn aus ihnen entstehen lebendige Geschichten. Und das Wichtigste: nicht aufgeben!
Zum Abschluss lässt sich sagen, dass uns das Gespräch mit Annette Mierswa einen besonderen Einblick in die Entstehung von „Der Scherbenpalast“ gegeben hat. Ihre Gedanken und Ratschläge zeigen, wie viel Herz und Beobachtung im Schreiben steckt. Wir bedanken uns für das offene Interview und hoffen, dass unser Einblick auch euch neugierig auf das Buch macht